Welch ein bedeutungsschwangerer Name: Imperia und welch eine famose Gestalt?
Erotisch. Keck. Bedeutungsschwanger.
Und in ihren jungen Jahren hat sie schon gewaltig für Aufsehen, Protest und manche Diskussionen gesorgt. Auf jeden Fall ist sie Symbol und Wahrzeichen für einen respektvollen Umgang mit Prostituierten und deren Integration im wirtschaftlichen, politischen und religiösen Leben zu Zeiten der Konstanzer Konzile (1414-1418).

Die Imperia-Statue ist aus Beton gegossen, nein Meter hoch, 18 Tonnen schwer und sie dreht sich innerhalb von vier Minuten um die eigene Achse.

Die Statue zeigt eine üppige Kurtisane mit einem tiefen Dekolleté und einem geöffneten Umhang, der eindeutige Blicke gewährt und geprägt ist von einer prickelnden, erotischen Ausstrahlung.

Auf ihren erhobenen Händen trägt sie zwei kleine, nackte Figuren:

  • rechts könnte der „Vertreter des Staates“, also der weltlichen Macht sitzen mit einer Krone und einem Reichsapfel;
  • links der „Vertreter der Kirche“ mit einer päpstlichen Tiara und übereinandergeschlagenen Beinen.

Ob es eine Anspielung auf die weltliche und die geistliche Macht sein soll oder ob es sich „nur“ um Gaukler handelt, liegt im Auge des Betrachters. Peter Lenk, der Künstler, entgegnete nach vielfältigen Protesten nach der Enthüllung weise: „… Es handelt sich bei den Figuren der Imperia nicht um den Papst und nicht um den Kaiser, sondern um Gaukler, die sich die Insignien der weltlichen und geistlichen Macht angeeignet haben. Und inwieweit die echten Päpste und Kaiser auch Gaukler waren, überlasse ich der geschichtlichen Bildung der Betrachter. …“

Auf jeden Fall steht Imperia seit dem 24. April 1993 stolz im Hafen von Konstanz am Bodensee und empfängt alle Besucher würdig und mit einer tiefschürfenden und historischen Botschaft:

  • Imperia war die Geliebte von „Kardinälen, Würdenträgern, Fürsten und Markgrafen“ und mit den beiden Figuren könnte die Doppelmoral der Kirche und des Staates angesprochen sein. = eine Situation, die sich bis heute nicht geändert hat!
  • Imperia erinnert zudem an das Konzil von Konstanz (1414-1418), bei dem Huren eine wichtige Funktion hatten. So ist beim Konzilschronisten Ulrich Richental nachzulesen: „Öffentliche Huren in den Hurenhäusern und solche, die selber Häuser gemietet hatten und in den Ställen lagen oder wo sie wollten, deren gab es über 700, ohne die ‚Heimlichen‘, die lasse ich ungezählt.“
    Oswald von Wolkenstein, ein Dichter und Diplomat, berichtet sogar von seinen Erlebnissen in den Konstanzer Bordellen: „Neben gewöhnlichen Bordellen (eines soll um die 30 Prostituierte umfasst haben) gab es auch „gehobenere“ Kurtisanen, die sich eigene Häuser mieteten. Einen solch offenen, respektvollen Umgang wünschen wir uns auch heute!

Peter Lenk schuf die Statue nach breiten Diskussionen, wo er vielfältige Anregungen erhielt. Deutlich ließ er sich auch inspirieren von

Balzac wiederum berief sich auf die Schriftstellern Matteo Bandello, Joachim du Bellay und François Béroalde de Verville, in deren Stücken Imperia Cognati (1481–1512) auftauchte, auch genannt die Göttliche Imperia. Diese lebte allerdings fast ein Jahrhundert nach dem Konzil.

Allerdings sollen auch nicht die anderen Imperias in der Literatur unterschlagen werden, denen jedoch eine Prostitution nicht so deutlich zugeschrieben wurden.

  • Auch andere Künstler schufen Gemälde und Statuen mit der Imperia oder
  • schufen ihr einen Platz in der Oper (Franco Alfano, Madonna Imperia).
  • Die Freiheitsstatue von New York und die Justicia scheinen auch Inspirationsobjekte gewesen zu sein.

Natürlich geht es um Kritik an den Mächtigen, deren Doppelmoral und Machtmissbrauch, am Patriachat und den Verstrickungen, der Lust und den Trieben und der Libido, der (körperlichen) Liebe und den „Mätressen“ und ihrem Einfluss.

Der Bildhauer Peter Lenk schuf die Imperia im Auftrag der Bodensee-Schiffsbetrieben (damals im Besitz der Deutschen Bahn), dem Fremdenverkehrsverein der Stadt Konstanz und den Wirten von Konstanz und wurde gesponsert von der Computer Gesellschaft Konstanz (CGK).

Von Anfang an war sie umstritten. Heftiger Protest, vor allem von den Konstanzer Kirchen und konservativen Stadträten, begleitete die feierliche Eröffnung. Sie wehrten sich dagegen, einer Prostituierten ein Denkmal zu setzen und gleichzeitig die Stellung der Kirche und des Staates zu kritisieren. Dagegen zweifelte der Kunstverein an der künstlerischen Qualität der Statue.

Doch aller Protest nützte nichts: die Statue stand auf dem Privatgrundstück der Deutschen Bahn und konnte so von den Kritikern nicht verhindern werden.

Die Geschichte hat den Befürwortern inzwischen Recht gegeben: heute ist die Imperia eine Touristenattraktion und entwickelte sich zu einem Wahrzeichen der Stadt.

Wir können stolz auf sie sein: Imperia steht für unsere Geschichte. Sie ist das weltweit größte Denkmal für eine Prostituierte.

Weitere Informationen:

Foto: Dietrich Krieger (Wikipedia)

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Imperia_(Statue)